Gewandert am 26. Juni 2020 und Ende Oktober 2012
Zugegeben die Steinperfer Runde besticht durch zahlreiche schöne Aussichten, schmale Wanderpfade, idyllische Teiche und in einigen Passagen himmlische Ruhe, die nur durch das Singen der Vögel begleitet wird. Wie für viele andere Wege gilt mittlerweile auch für diesen Weg, dass ihr nicht um den Anblick und das Brummen von Windrädern herumkommt. Gleichzeitig findet ihr an vielen Stellen immer wieder abgestorbene Fichten, die der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen sind. So sehr ich auf das Brummen der Windräder beim Wandern gern verzichten würde, so sind doch diese Bäume eine eindringliche Warnung an uns alle, endlich zügig mit der ökologischen Energiewende (und dazu gehören derzeit auch Windräder) voranzugehen.
Der Weg startet an der Wanderhütte des OHGV (Oberhessischer Gebirgsverein), die etwas oberhalb von Steinperf liegt. Diese Hütte ist nicht zu verwechseln mit der Eilohhütte, die circa 100m unterhalb der Wanderhütte liegt und an der der Weg ebenfalls vorbeiführt. Natürlich könnt ihr auch dort starten, zumal es dort bessere Parkmöglichkeiten gibt.
Ich bin den Weg gegen den Uhrzeigersinn gelaufen. Am Tag meiner Wanderung war es zu Beginn gegen 15:30 noch knapp 30 Grad und ich hatte keine Lust gleich zu Beginn durch Steinperf zu laufen, um dann direkt den einzigen steilen Anstieg (bzw. Abstieg) dieser Wanderung vor mir zu haben. Beim nächsten Mal würde ich es wahrscheinlich aber genauso machen. Dann habt ihr es hinter euch und der Rest des Weges ist dann eher problemlos ohne weitere größere An- bzw. Absteige zu begehen.
Wenn ihr gegen den Uhrzeigersinn lauft, beginnt der Weg nach circa 300m eher unromantisch. Ihr kommt an einem Steinbruch, der durch einen langen Maschendrahtzaun und aufgeschütteter Erde geschützt wird, vorbei. Falls ihr dort laute Sirenen hört, bitte den Kopf einziehen – es wird gesprengt.
Nach dem Windrad geht es wieder in den Wald und ihr kommt kurz darauf zu einer Lichtung, auf der rechts ein kleine Betonfundament steht. Hier verbirgt sich ein verstecktes Highlight des Weges, ein kleiner, romantischer Teich in einem verlassenen, alten Steinbruch. Also Augen auf, der Teich ist nicht ausgeschildert.
Der Weg verläuft jetzt bis nach Holzhausen weiter durch den Wald. Ende Juni bietet sich hier ein makabres Schauspiel. Überall leuchten die violetten Blüten des Fingerhutes, der offensichtlich unter und zwischen abgestorbenen Fichten besonders gut gedeiht. Und so bilden diese Blüten in gewisser Weise den Totenschmuck für die absterbenden bzw. schon toten Bäume. Es ist von bizarrer Schönheit.
Weiter geht’s immer am Waldrand entlang mit schönen Blicken ins Dautphetal über breite Feldwege aber auch schmale mit hohem Gras bewachsene Pfade. Hier besteht erhöhte Zeckengefahr. Ich hatte am Ende des Weges 2 Zecken gefunden, die noch ein leckeres Örtchen an meinem Körper suchten, und eine dann noch später am Abend, die glücklicherweise noch recht locker in der Haut saß.
Danach verläuft der Weg oberhalb des Bolzebaches durch lichten Laubwald, bevor er nach einem Fischteich und der Hütte des Anglervereins wieder auf offene Landschaft führt. Hier lässt sich nochmal vortrefflich rasten. Dieser Teilabschnitt bietet wenig landschaftliche Höhepunkte, dafür aber kühlenden Schatten im Sommer und wunderbare Laubfärbung im Herbst.
Das letzte Teilstück steigt noch einmal kontinuierlich an, vorbei an der Hubertusquelle und weiter durch Laubwald bis oberhalb von Steinperf. Dort erwartet euch noch ein besonderer Rastplatz mit einem Riesenstuhl. Wenn ihr mögt, könnt ihr hier auch etwas ins Wanderbuch eintragen.
Ab jetzt geht es steil bergab, noch ein paar Meter durch den Wald und dann über Wiesen hinunter nach Steinperf – eine wunderbare Aussicht und ein bisschen Almwiesenflair inklusive. Noch einmal kurz durch den Ort und auf der anderen Seite vorbei an der Eilohhütte und dem Kriegerdenkmal zurück zum Ausgangspunkt.
Persönliche Bewertung:
8 von 10 Punkten.
Ich bin den Weg Ende Oktober 2012 (es war ein klarer Tag und über Nacht war etwas Schnee gefallen) schon mal gegangen. Seinerzeit hatte mich der buntgefärbte Laubwald in der Verbindung mit erstem Schnee begeistert. Jetzt war es die makabre Schönheit des blühenden Fingerhutes unter den toten Fichten. Ich merke, dass ich beim Wandern immer mehr Frustrationstoleranz aufgrund des Klimawandels benötige.
Weitere Bilder wie immer in der Bildergalerie.