Sevilla – Kathedrale
Neben dem Alcázar gehört sicherlich die Kathedrale (offizieller Name: „Catedral de Santa María de la Sede“ ) zum Pflichtprogramm eines jeden Touristen, der Sevilla zum ersten Mal besucht. Im Jahr 1987 wurde die Kathedrale in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Nach dem Petersdom und der St. Paul Kathedrale in London ist sie die drittgrößte sowie größte gotische christliche Kirche der Erde.
Eintritt
Die Kathedrale liegt im südlichen Bereich des Zentrums, nur einen Steinwurf von dem ebenso berühmten Alcázar entfernt. Um den Palast mit all ihre Kapellen, Altären, Bildern, dem Turm Giralda und dem Orangen Innenhof zu besichtigen, solltet ihr mindestens 2 Stunden einplanen. Falls ihr ein Ticket für eine Dachführung ergattert haben solltet, vermutlich noch mindestens eine Stunde mehr.
Der normale Eintritt kostet 10€ (Stand Januar 2020), plus 1€ bei Buchung im Internet. Für Studenten, Bewohner der Stadt Sevilla, Senioren (65+) gibt es reduzierte Eintrittspreise. Montags ist der Eintritt frei. Der Eintritt inklusive einer Dachführung kostet 16€ (+1€ Internet Buchungsgebühr). Die Dachführungen finden nur zu bestimmten Zeiten statt und sollten auf jeden Fall im Voraus gebucht werden. Natürlich könnt ihr gegen entsprechenden Aufpreis auch geführte Touren/Führungen buchen. Bitte beachtet beim Buchen übers Internet ähnlich wie beim Alcázar, dass die Tickets dort teilweise erheblich teurer sind, da die meisten Seiten nur als Vermittler auftreten und einen Aufschlag verlangen. Also ggf. auf der offiziellen Internetseite https://www.catedraldesevilla.es/ buchen. Leider ist diese Seite auf Spanisch. Am rechten Rand des Bildschirms findet ihr unter „Entradas Tickets“ die Buchungsseite. Die Buchungsseite ist neben Spanisch auch in Englisch, Französisch und Italienisch verfügbar. Immerhin schon mehr Sprachen als beim Buchen des Alcázars, da könnt ihr nur zwischen Spanisch, Englisch und Russisch wählen.
Das Kombiticket
Das Ticket gilt nicht nur für die Kathedrale sondern auch für die Kirche „Iglesia de El Salvador“, die inmitten des Stadtzentrums liegt. Und ich kann auch nur dringend ans Herz legen, diese Kirche ebenfalls zu besuchen. Sie ist zwar nicht so gewaltig wie die Kathedrale, aber vielleicht dennoch die schönste Kirche in Sevilla.
Ihr könnt natürlich auch Tickets direkt an der Kathedrale kaufen. Ich kann davon allerdings nur abraten. Nicht nur, dass ihr vermutlich am Eingang in einer langen Schlange steht, sondern liegt der Eingang für Einzelpersonen auch noch in einem kleinem nach Süden geöffneten Innenhof. Oder anders ausgedrückt ihr steht in einem Backofen.
Falls ihr nicht im Internet buchen wollt oder könnt, empfehle ich euch das Ticket in der „Iglesia de El Salvador“ zu kaufen. So haben wir es gemacht. Dort gab es das Ticket ohne Wartezeiten an der Kasse. Das Ticket ist dann 5 Tage gültig für jeweils einen Besuch der „Iglesia de El Salvador“ sowie der Kathedrale.
Öffnungszeiten
Montag: 11:00 bis 15:30
Dienstag bis Samstag: 11:00 bis 17:00
Sonntag: 14:30 -18:00.
Im Juli und August
Montag: 10:30 bis 16:00
Dienstag bis Samstag: 10:30 bis 18:00
Sonntag: 14:00 bis 19:00.
(Stand: Februar 2020). Die aktuellen Öffnungszeiten findet ihr u.a. auch auf der offiziellen Seite der Kirche (https://www.catedraldesevilla.es/).
Geschichte
Die Kathedrale blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Im Jahre 1147 erobern die Almoraiden Sevilla. Ihr Anführer Abú Yaqub Yusuf verlegt seine Hauptstadt mir Gründung des Almohadenkalifats 1163 nach Sevilla. 1172 beginnt der Bau der großen Moschee von Sevilla. Nach dem Tod seines Vaters führt Abú Yusuf Yaqub den Bau fort und befiehlt 1184 den Bau des Minarett Turms ein (heute Giralda), der im Jahre 1198 fertiggestellt wird. Zu dieser Zeit wird der Turm von der Yamur (4 goldene Kugeln) gekrönt.
Im Jahre 1248 wird Sevilla im Zuge der Reconquista von König Ferdinand, III, von den Mauren zurückerobert. Die Mosche wird in eine Kirche mit dem Namen Santa Maria umgewandelt.
Im Jahr 1356 zerstört ein Erdbeben den Yamur des Turms. Die Spitze wird provisorisch von einem hölzernen Glockenturm ersetzt, der um 1400 wieder entfernt wird. Jetzt ziert eine Binse auf 4 Säulen zum Aufhängen der Glocke die Spitze des Turms. Gleichzeitig wird die erste öffentliche Uhr in Sevilla in der Giralda in Betreib genommen.
Im Jahre 1401 beschließen die Kanoniker die Kirche durch den Neubau einer Kathedrale zu ersetzen. So richtig beginnen die Bauarbeiten allerdings erst im Jahr 1433, nachdem der König den Abriss der ehemaligen königlichen Kappel genehmigt hat. Die Fertigstellung erfolgt im Jahr 1507.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte finden zahlreiche Erweiterungen Änderungen der Kathedrale statt. Auch sind immer wieder umfangreiche Renovierungen und Sanierungen notwendig, da von Zeit zu Zeit der eine oder andere Gebäudeteil auch in Folge von Erdbeben stark beschädigt wird oder sogar einstürzt. Dies führt zu der einzigartigen Mischung der im gotischen Stil erbauten Kathedrale mit Elementen der Renaissance, Barock und Klassizismus.
Im Jahr 1558 beginnt Hernán Ruiz mit dem Bau des Sala Capitular und des heutigen Glockenturms der Giralda, der im Jahr 1568 schließlich abgeschlossen wird. Seitdem ziert der Giraldillo so wie er auch heute noch zu sehen ist, die Spitze des Giralda.
Ende des 1900 Jahrhunderts kommen die sterblichen Überreste von Christoph Columbus in Sevilla an. Die Fertigstellung der Orgeln, so wie sie heute zu sehen sind, findet im Jahr 1903 statt.
1987 wird die Kathedrale zusammen mit dem Alcázar und dem Archiv of the Indians zum Weltkulturerbe erklärt. Wer mag kann hier die Erklärung der UNESCO nachlesen.
Die Kirche
Die Kasse für Einzelpersonen befindet sich in einem kleinen Innenhof an der Südseite der Kirche knapp 100 Meter entfernt und gegenüber dem Eingang zum Alcázar. Nach dem Passieren der Kasse lauft ihr noch durch einige Seitengänge bevor ihr dann in das Hauptschiff der Kathedrale eintretet. Und dort erschlägt es euch. Die Höhe und Weite der Kirche sind einfach umwerfend. Es gibt ja auch schon bei uns in Deutschland beeindruckende Kirche und Dome, aber die Kathedrale in Sevilla ist nochmal eine andere Hausnummer.
Nehmt euch Zeit und lasst den ersten Eindruck auf euch wirken. Überlegt euch wie diese Kirche auf die Menschen im Mittelalter gewirkt haben muss und welche architektonische, statische und bauhandwerklich Meisterleistung hier im Mittelalter vollbracht wurde. Die maximale Höhe der Kirche beträgt in der Mitte des Kreuzganges 37 m, bei einer Länge von 126 m und einer Breite von 83m. Zum Vergleich die UEFA bzw. FIFA schreibt für ein Fußballfeld eine Länge von 110-120 m und eine Breite von 64 bis 75 m vor. D.h. die Kathedrale schluckt locker einen Fußballplatz.
Nachdem ihr den ersten Eindruck habt sacken lassen, erkundet die Kirch, mit ihren vielen Kapellen, Kunstwerken, Bilder, Altären und wunderbaren Fensterbildern. Der kleine Prospekt, den ihr beim Eintritt erhalten habt, hilft euch bei der Orientierung.
Nehmt Platz auf einem der Bänke vor dem Hochaltar mit Retablo, Capilla Major. Der Altaraufsatz ist einer der größten aller christlichen Kirchen. In mehreren Reihen werden hier in Form von geschnitzten und vergoldeten Bildern Szenen aus dem Leben Jesu und Marias dargestellt. Und wenn ihr sowieso schon den Kopf nach oben geneigt habt, um die oberen Bilder des Altars zu sehen, legt euren Kopf noch weiter in den Nacken und schaut nach oben zur Decke der Kathedrale, die in goldenem Licht leuchtet. Im Sitzen geht das, insbesondere wenn ihr schon etwas älter seid, einfacher und ihr verliert nicht das Gleichgewicht, weil euch die Höhe schwindelig werden lässt.
Bewundert das Grabmal von Christoph Columbus. Es stellt vier Totenträger mit den Waffen von Kastilien, Leon, Navarra und Aragonien dar, die den Sarg von Christoph Columbus tragen.
Vergesst auch auf keinen Fall die Capella Capitular mit ihrer beindruckenden Kuppel und wunderbar bearbeitetem Boden.
Es ist an euch zu entscheiden, wie viel Zeit ihr letztendlich beim Erkunden und Bewundern der Kathedrale verbringt. Aber lasst euch Zeit, die Kathedrale ist es wirklich wert und sie ist zu schade, um nur ein weiteres Häkchen in der abzuarbeitenden Liste von Sehenswürdigkeiten in Sevilla zu sein.
Der Turm Giralda
Im Eintrittspreis der Kathedrale ist auch die Besichtigung des wohl bekanntesten und markantesten Turms Sevillas beinhaltet – die Giralda. Der Turm wurde von den Almoraiden als Minarett aus roten Backsteinen mit einer Höhe von ungefähr 85m errichtet. Die Spitze des Turms wurde in den laufenden Jahrhunderten dann mehrmals geändert bis sie schließlich im Jahr 1568 mit dem Glockenturm und der circa 4m hohen Bronzefigur, dem Giraldillo auf der Spitze, ihre jetzige Form und Höhe erhielt. Der Glockenturm umfasst 24 Glocken, die auch heute noch in Betrieb sind. Eine Nachbildung des Giraldillo findet ihr auch direkt am Besuchereingang im Südbereich der Kirche.
Auf gut 70m Höhe befindet sich eine Galerie/ Aussichtsplattform. Im Gegensatz zu fast allen anderen Türmen dieser Welt erreicht ihr die Plattform nicht über Treppen, sondern über 34 circa 2,5m breite Rampen, die sich im äußeren Randbereich des Turms rechtwinkelig nach oben ziehen. Jede dieser Rampen überwindet dabei ungefähr eine Höhendifferenz von gut 2m. legt ihr ein Treppenstufenmaß von 17cm zugrunde entspricht dies ungefähr 12 Stufen. Multipliziert mal 34 ergibt dies 374 Stufen. Ihr könnt euch ja im Nachhinein mal überlegen, was euch mehr gefällt, das Laufen der Rampen oder lieber jede Menge Stufen. Während des Auf- bzw. Abstiegs empfehle ich euch ab und zu einen Blick durch die Turmöffnungen zu werfen. Es ergeben sich interessante Ansichten insbesondere auf die Kathedrale und den Orangenhof.
Oben auf der Galerie angekommen habt ihr einen wunderbaren Blick über die Stadt. Und vermutlich auch ein großes Gedrängel, denn soviel Platz ist dort nicht und ich vermute mal ein Großteil der Besucher der Kathedrale ersteigt dann auch den Turm. Zumindest alle die, die noch halbwegs gut zu Fuß und bei Puste sind. Direkt über der Galerie befinden sich auch einige Glocken. Falls ihr mal wissen wollt, wie eine große Glocke klingt, wenn ihr direkt darunter steht, einfach lange genug oben bleiben. Vielleicht etwas Watte für die Ohren mitbringen, oder die Kopfhörer eures Smartphones auf/in die Ohren stecken, um eventuelle Hörschäden zu vermeiden.
Der Orangenhof (Patio de los Naranjos)
Wenn ihr die Aussicht, den Klang der Glocken und dem Gedrängel dann überdrüssig seid, empfehle ich euch nach dem Abstieg eine kleine Pause im Orangenhof. Neben der Giralda das Zweite wesentliche Überbleibsel aus der Almoraiden Zeit. Sucht euch ein schattiges Plätzchen, ruht euch aus und genießt den Anblick der Orangenbäume, studiert die Fassade der Kathedrale und werft nochmals einen Blick auf die Giralda, auf der ihr einige Minuten vorher noch oben auf der Galerie den Ausblick genossen habt.
Zusammenfassung
Ich denke die Kathedrale ist ebenso wie der Alcázar ist ein Muss für alle Sevilla Reisende. Beide Bauwerke sind es auch wert entsprechend Zeit mitzubringen und sie in Ruhe zu erkunden.
Mehr Bilder der Kathedrale gibt es natürlich wie immer in der Bildergalerie.