Ein Februar Wochenende in Sevilla
Zum 60.ten Geburtstag (Dez. 2019) hat mir meine Familie ein Wochenende in Sevilla geschenkt. Um ehrlich zu sein, bis dahin wusste ich nicht sehr viel über Sevilla, außer dass es dort einen erfolgreichen Fußballclub gibt und es irgendwo in Südspanien liegt.
Das Wetter
Und so ging es dann nach kurzer Internetrecherche mit meiner Frau am 21. Februar 2020 auch schon los. Um es gleich zu sagen, dass Wetter war über das ganze Wochenende perfekt. Keine Ahnung ob es nur Glück war oder es Ende Februar immer so ist in Sevilla. Auf jeden Fall hatten wir blauen Himmel und bis zu 25. Grad. Abends war es allerdings noch recht frisch, eine leichte Jacke war also angebracht. Dafür war es tagsüber sehr angenehm, wobei man sagen muss, dass es mir persönlich um die Mittagszeit schon fast zu warm war. Die Steine bzw. Asphalt der Stadt strahlen auch im Februar schon enorm Wärme ab. Glücklicherweise steht im Februar die Sonne auch zur Mittagszeit noch nicht senkrecht und so blieb uns immer die Wahl ob wir im Schatten oder in der Sonne spazieren gehen wollten.
Unser Hotel
Meine Familie hatte für uns das Hotel San Gil im Stadtteil Macarena ausgesucht. Die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen zum Hotel kostet circa 20 – 25 Euro. Das Hotel liegt sehr ruhig in einer kleinen Gasse. Allerdings halt auch etwas abseits von den touristischen Highlights. Wir hatten die Wahl zwischen gut 2 Km quer durch die Altstadt bis zur Kathedrale / Alcazar zu laufen bzw. mit dem Bus (Linie C3/C4, Kosten 1,40€ pro Strecke und Person) zu fahren. Letztendlich haben wir beides genutzt. Wobei ich sagen muss, dass aus gut 2 Km auch schnell 4 werden, insbesondere wenn man sich in den kleinen Gassen verläuft oder einfach noch hier und da einen Abstecher macht.
Das Hotel war ansprechend, unser Zimmer sauber und gepflegt, das Frühstück in Buffetform internationaler Standard, gut aber auch nicht herausragend. Wir haben einmal im Hotel zu Abend gegessen, hat uns aber nicht wirklich überzeugt. Unser Zimmer lag im Erdgeschoss und geheizt wird in Sevilla wohl auch im Februar nicht. Die Folge war, dass es trotz angenehmen Außentemperaturen im Zimmer – freundlich ausgedrückt – eher kühl war. Wer allerdings die Atmosphäre eines ursprünglichen Stadtteils von Sevilla genießen will, ist hier gut aufgehoben. Ich persönlich würde beim nächsten Mal dennoch eher ein zentraleres Hotel buchen.
Tickets
Für das Alcazar hatten wir uns Karten im Internet im Voraus für den Vormittag (10:30) gebucht. Wir mussten so nicht in der Schlange stehen. Wobei 10:30 zumindest im Februar wohl auch nur als Richtwert gemeint ist. Ich denke außerhalb der Hochsaison nehmen die das dann doch nicht so genau. Das mag im April Mai, etc. ganz anders aussehen. Eine Eintrittskarte für die Prunkräume gab es leider zum Zeitpunkt unserer Buchung im Internet nicht mehr, und auch vor Ort waren keine Tickets mehr zu bekommen. Also unbedingt frühzeitig genug buchen. Und auch darauf achten wo ihr bucht. Über die Seite des Alcazar bezahlt man zusätzlich zum Eintritt 1 Euro Internet Buchungszuschlag. Andere Seiten langen da deutlich kräftiger zu (bis zu 8 Euro). Also bitte genau schauen, auf welcher Seite ihr bucht. Man kann auch ein kombiniertes Ticket (Alcazar / Kathedrale buchen). Für die Kathedrale gilt das gleiche, wie für den Alcazar. Vorher buchen erspart Wartezeiten vor der Kasse. Und glaubt mir es macht wenig Spaß in einer Warteschlange zu stehen, wenn die Sonne hoch steht und die Wärme von den Steinen reflektiert wird. Wir haben vor Ort ein Kombi Ticket für die Kathedrale und die Kirche Parroquia del Divino Salvadorin in der Kirche gekauft (dort gab es keine Wartezeiten). Das Ticket war dann für jeweils einen einmaligen Besuch 5 Tage gültig.
Die Highlights
Ich bin kein großer Planer, deswegen hatten wir konkret auch nur einen Besuch des Alcazar, der Kathedrale und der Plaza de Espana inkl. anliegendem Park de Maria Luisa vorgesehen. Alles Weitere war dann eher Zufall oder kurzfristige Entscheidungen. Wir sind auch nicht die Menschen, die versuchen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel abzuhaken. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass wir auch einiges nicht gesehen haben. Ich denke Alcazar, Kathedrale und Plaza de Espana sind Pflichtprogramm für Sevilla Reisende. Und wenn ihr es entspannt angehen lasst, kann ihr dafür schon einen oder eineinhalb Tage locker einplanen.
Von der Kathedrale sind es auch nur kanpp 10min Fußweg bis zum Canal de Alfonso XIII. Dort könnt ihr den Turm Torro del Oro besichtigen. Ein paar Schritte vom Turm entfernt bietet sich der kleine Park Jardines de Christina für eine kurze Rast auf einer der vielen Bänke an. Falls ihr von dort weiter Richtung Plaza de Espana geht, solltet ihr auf jeden Fall den Weg durch die Universität nehmen. Ich finde die Mischung aus altem Gebäude und jungen Studenten immer wieder inspirierend. Von dort dann weiter mit einem Abstecher zum Casino de la Exposicion zum Plaza de Espana.
Neben der Kathedrale gibt es viele weitere Kirchen überall verteilt in der Stadt, und ihr solltet euch die Zeit nehmen sie zu besichtigen. Der Prunk und die Schönheit faszinieren auf der einen Seite und stoßen gleichzeitig ab, wenn man bedenkt mit wie viel Tod und Leid Menschen auf einem anderen Kontinent in der Vergangenheit dafür bezahlt haben.
Beeindruckt waren wir auch von der Unzahl Orangenbäume, die überall in den Parks und Gärten zu finden sind. Die Farbe der Orangen in Verbindung mit dem Grün der Bäume sehen einfach umwerfend aus.
Bummeln durch die Gassen
Sevilla besteht aus einer Unzahl von kleinen Gassen, in denen man sich herrlich treiben lassen und auch verlaufen kann. Überall gibt es kleine oder größere Restaurants und Cafés, in denen es sich trefflich pausieren lässt. Besonders fasziniert haben uns auch die bemalten Fassaden und Rolltore der kleinen Geschäfte und Läden. Diese lassen sich am besten morgens entdecken, wenn sie noch nicht hochgezogen sind (irgendwie logisch).
Im Zentrum der Stadt bindet sich das Metropol Parasol, einer Konstruktion aus Holz, Beton und Stahl, circa 150m lang, 70m breit und bis zu 26m hoch. Es wurde zwischen den Jahren 2005 – 2011 auf der Plaza de la Encarnation errichtet, entworfen vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H., der für den Entwurf auch einige Preise eingeheimst hat. Das Metropol Parasol ist begehbar und wer mag kann bis ganz hinauflaufen und einen Blick auf die Stadt werfen. Uns hat es nicht so gefallen, wir fanden es irgendwie deplatziert im alten Stadtkern von Sevilla. Aber über Geschmack lässt sich ja trefflich streiten.
Das Essen
Alle schwärmen immer so von Tapas. Also um es kurz zusammen zu fassen. Uns haben sie nicht vom Hocker gehauen. Vielleicht waren wir ja in den falschen Restaurants. Wir hatte zumindest die gesamte Bandbreite von Geschmacksempfindungen, von köstlich bis keinesfalls nochmal.
Unser Lieblingsort
Premier Garden Cocktail Bar im Park Prado de San Sebastian. Die Bar / Café liegt im erwähnten Park zwischen Plaza de Espana und der Universität. Man sitzt unter schattigen Bäumen, in gemütlichen Sofas oder Sesseln bei einem Kaffee, Cocktail oder einer Shisha. Eine Kleinigkeit essen kann man dort auch (Pizza, etc.), aber wohl eher aus der Mikrowelle. Wir haben es nicht ausprobiert. Erstaunt hat uns, wie leer es dort war. Wir waren dreimal da und es waren jedes Mal noch reichlich Plätze frei. Die meisten Touristen laufen wohl nicht durch den Park zur Plaza, sondern direkt an der Avenida el Cid dorthin. Dabei könnt ihr wunderbar durch den kleinen Park gehen, an der Bar eine Pause einlegen und danach weiter durch den Park bis circa zur Mitte des Gebäudekomplexes der Plaza de Espana laufen. Dort führt eine Treppe in Höhe des Militärmuseums direkt durch das Plaza Halbkreisgebäude auf den Platz. Wahrscheinlich den meisten nicht bekannt, aber absolut empfehlenswert.
Was haben wir nicht gesehen
Die Stierkampfarena haben wir uns nicht angeschaut. Zwei Mal standen wir in der Warteschlange. Beide Male ging absolut gar nichts voran. Und wie gesagt Sonne von oben und aufgeheizte Steine von unten sind nicht unser Ding. Wir haben dann erfahren, dass in der Mitte der Arena ein großes Zelt aufgebaut war und die Ticket Verkäuferin jedem Kunden lang und ausführlich erklärte, welche Einschränkungen es beim Besuch gäbe.
Denn Stadtteil Triana haben wir ebenfalls links liegengelassen, sicherlich ein lohnendes Ziel, falls wir nochmal wiederkommen.
Zusammenfassend – lohnt sich Sevilla ?
Auf jeden Falls. Es ist eine wunderbare Stadt. Ende Februar bzw. Anfang März scheint auch eine schöne Reisezeit zu sein. Wir hatten wettermäßig zumindest viel Glück. Es ist noch nicht zu heiß und die Touristenströme halten sich noch in Grenzen. Dafür blüht und grünt es auch noch nicht so wie im April/Mai. Die Orangenbäume entschädigen aber für vieles. Im Sommer wird es dann einfach zu heiß in der Stadt. September bis November könnten auch gute Alternativen sein.
Detaillierte Berichte über den Alcazar, die Kathedrale, die Plaza de Espana (sagt man im Deutschen eigentlich den oder die Plaza), die Kirchen, etc. findet ihr in gesonderten Berichten. Und natürlich wie immer weitere Bilder in der Bildergalerie.